Pink PEEK & Klammern / Clasps

Mit freundlicher Unterstützung der Firma MERZ DENTAL

Ein Bericht von Dr.Tatjana Anger und ZTM Michael Anger.

Diese Arbeit beschreibt den Werdegang einer Modellguss-Arbeit aus PEEK.
Die Patientin hat eine Metall-Unverträglichkeit, daher musste auf alternative Materialien ausgewichen werden.

Trotz dieser nachgewiesenen Allergie wurde die Verwendung von PEEK für die Versorgung dieser Patientin von der Krankenkasse und der KZV abgelehnt, da diesen dieses Material nicht genügend bekannt ist und angeblich keine ausreichenden klinischen Studien vorliegen. Somit blieb der Patientin keine andere Wahl, als diese Versorgung privat zu bezahlen.
Bei objektiver Betrachtung ist es eine einfache Art der Kostenersparnis für die Versicherung.

Um dieser Patientin einen metallfreien Zahnersatz anzufertigen, sind die möglichen Materialien sehr eingeschränkt.
Lediglich Nylon oder PEEK können hierbei zum Einsatz kommen.

In der Befundung der Ausgangs-Situatuion wurde schnell klar, daß hier nur ein kombinierter Zahnersatz mit Kronen und Geschieben, Teleskope, oder eine Klammerversorgung in Frage kommen würden.
Bei jeder dieser Versorgungsformen bliebe das Problem der Vermeidung von Metallen.

Aus Kostengründen kamen die ersten beiden, sehr teuren Möglichkeiten nicht in Frage.

Aus ästhetischen Gründen wurde die Verwendung des im Januar 2016 auf den Markt gekommenen ROSA PEEK näher ins Auge gefasst, welches in der Mundhöhle wesentlich weniger auffällig wäre als die anderen Arten von PEEK.

Für die digitale Modellation des Gerüstes wurde eine geeignete Software angeschafft, in die sich die freien Stl-Dateien des Scans problemlos einfügen liessen.
Obwohl wir für diese Software keinerlei spezifische Vorkenntnisse besaßen, war die Modellation am Rechner kein Problem.

Für die Trocken-Fräsung mit einschneidigen Fräsern in der Imes 450i wurde diese Konstruktion mit der Software SUM3D als Modellguss berechnet.

Bei dem hier verwendeten Material handelt es sich um PEEK BioSolution GUM der Firma Merz Dental.

Das Ergebnis nach der Fräsung zeigt, dass der Schruppfräser am Blank faserige Ausfransungen hinterlassen hat, während die Feinfräser auf der Oberfläche des Modellgusses eine feine, fast spiegelnde Oberfläche hinterlassen haben.

Die grobe Bearbeitung der Oberflächen und das Verschleifen der Haltestifte kann am schnellsten und effektivsten mit Grobkorn-Diamanten erfolgen.
Für feinere Nachbearbeitungen verwenden wir kreuzverzahnte Fräsen und abrasive Gummipolierer sowie feines Schmirgelpapier.

Eine Vorpolitur kann mit Bimsstein am Poliermotor erfolgen und die erste Hochglanzpolitur wird mit klassischen Poliermitteln und Ziegenhaarbürsten, sowie Wollschwabbeln vorgenommen.
Die Politur der Feinstrukturen wird mit dem Handstück und Wollschwabbeln erfolgen.

Um die größtmögliche Retention zu erreichen, wurden die lingualen Unterschnitte der Frontzähne mit in die Prothesengestaltung einbezogen.

Aus ästhetischen Gründen wurden die Klammern aus zahnfarbenem PEEK gefräst und dann mit der Modellgussbasis verklebt.
Hierzu wurden die Oberflächen mit Aluminiumoxyd sandgestrahlt und mit ölfreier Luft staubfrei abgeblasen.
Nach dem Abstrahlen darf keinesfalls dampfgestrahlt, oder mit Wasser abgespült werden, da hierdurch die frisch reaktive Oberfläche zerstört würde.
Nach dem Abblasen mit ölfreier, trockener Luft wird ein geeigneter Bonder aufgetragen, der tief in die frischen Poren der PEEK-Oberfläche eindringt und dann für 90 Sekunden lichtgehärtet wird.
Im Anschluss kann die Verklebung mit einem geeigneten Kleber großzügig vorgenommen werden.
Diese Klebestellen sind nach der Fertigstellung vollständig durch den Kunststoffsattel gefasst und werden somit stabilisiert und ästhetisch abgedeckt.

Für die Gesamtanprobe haben wir die Sättel bereits mit Kunststoff fertiggestellt, um die Klammerverbindungen zu stabilisieren und auch schon in diesem Stadium den definitiven Sitz der Prothese im Mund überprüfen zu können.
Die Konfektionszähne wurden in Wachs aufgestellt, um ggf. Änderungen in der Bisslage oder der Bisshöhe vornehmen zu können.
Die so zur Gesamtanprobe vorbereitete Prothese wird in Ästhetik und Funktion auf dem Modell kontrolliert und das Ein- und Ausgliedern simuliert, um das Handling im Mund zu gewährleisten.

Während die Farbe der Klammern auf dem Modell noch einen recht harmonischen Eindruck gemacht hat, wird im Mund die Problematik der Ästhetik des opaken und zu hellen Klammermaterials deutlich.
Nach der Kontrolle der Sichtbarkeit dieser Halteelemente haben wir uns noch während der Einprobe dazu entschlossen, die Klammerschulter an 43 mit einem Skalpell zu kürzen und mit Abrasiv-Gummipolierern beizuabeiten um die ästhetische Wirkung nochmals überprüfen zu können.
Gottseidank war die Gestaltung in diesem Bereich stark genug und hat uns erlaubt, diese Reduktion gefahrlos durchzuführen.

Vermutlich werden wir versuchen, die Farbe der Klammern nach der Fertigstellung noch durch Bemalen zu verändern um diese besser an die Zähne anzupassen.


Nach der Reduktion der Klammerschulter 43 und der Fertigstellung mit Puran – Allergiekunststoff sind die Klammern nach dem Einsetzen selbst bei starkem Lächeln der Patientin im Mund fast nicht zu sehen.
Aufgrund der extremen Flexibilität und des enormen Rückstellvermögens des PEEK’s, können die Klammern so tief gelegt werden, dass die Klammerschulter bereits im untersichgehenden Bereich liegt.
Hier werden alte Schulweisheiten und klassische Denk- und Planungsmuster auf den Kopf gestellt.

Aufgrund der Gestaltung als Kragenplatte werden die Selbstreinigungsmöglichkeiten durch Zunge und Durschspülbarkeit zwar behindert, jedoch bleibt diese Konstruktion auch für die Zukunft leicht erweiterbar, falls weitere Zähne verloren gehen sollten.
Hierfür wird das PEEK nur an der entsprechenden Stelle perforiert und kann dann durch den Kunststoff gefasst, bzw. ummantelt werden.

Leider ist die ästhetische Wirkung des Allergiekunststoffes nicht sehr befriedigend, wenn auch nach der neuen Verarbeitungsanleitung und Isolierung die Ausarbeitung deutlich erleichtert wurde.

Die Patientin ist mit dem Ergebnis glücklich.

 

 

Dieser Bericht wurde unterstützt von der Firma MERZ DENTAL